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Gedichte
Die fünf Ursachen.
Nach dem Lateinischen.

Man kann, wenn wir es überlegen,
Wein trinken fünf Ursachen wegen:
Einmal um eines Festtags willen,
sodann vorhandenen Durst zu stillen,
Ingleichen künftigen abzuwehren,
Ferner dem guten Wein zu Ehren,
Und endlich um jeder Ursach willen.

Friedrich Rücker (1788 - 1866)

Gedichte
In den duftenden Frühling will ich hinaus

In den duftenden Frühling will ich hinaus,
Hinweg aus dem kalten, beengenden Haus
In die freie verlockende Weite;
Was soll mir der Bücher verdrießlicher Kram,
Die ich immer und immer vergeblicher nahm,
Ich werfe sie freudig zur Seite.

Denn find' ich nicht draußen der Blätter genug?
Da schimmert geheimnißvoll jeglicher Zug
Von des Ewigen eigenen Händen,
Das wieget die übrigen Lettern wohl auf,
So will ich denn auch in geflügeltem Lauf
Von dem Einen zum Andern mich wenden.

Da bin ich nun draußen und blicke umher,
Wie wird das Studiren schon wieder mir schwer,
Hier unter den blühenden Bäumen!
Sie senden schon Blüthe auf Blüthe mir zu,
So will ich hier rasten in seliger Ruh,
Und will nur genießen und träumen.

Auguste Kurs (1815 - 1892)

Gedichte
Wenn du auf dem Guten ruhst,
Nimmer werd ich's tadeln,
Wenn du gar das Gute tust.
Sieh, das soll dich adeln!
Hast du aber deinen Zaun
Um dein Gut gezogen,
Leb ich frei und lebe traun
Keineswegs betrogen.

Denn die Menschen, sie sind gut.
Würden besser bleiben,
Sollte nicht, wie's einer tut,
Auch der andre treiben.
Auf dem Weg, da ist's ein Wort.
Niemand wird's verdammen:
Wollen wir an einen Ort,
Nun, wir gehn zusammen.

Vieles wird sich da und hie
Uns entgegenstellen.
In der Liebe mag man nie
Helfer und Gesellen;
Geld und Ehre hätte man
Gern allein zur Spende;
Und der Wein, der treue Mann.
Der entzweit am Ende.

Hat doch über solches Zeug
Hafis auch gesprochen,
Über manchen dummen Streich
Sich den Kopf zerbrochen,
Und ich seh nicht, was es frommt,
Aus der Welt zu laufen,
Magst du, wenn's zum Schlimmsten kommt,
Auch einmal dich raufen.

Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)